Monodrama

Monodrama – Hintergrund

Monodrama ist die Einzeltherapieform des gruppentherapeutischen Verfahrens Psychodrama. Begründet wurde diese therapeutische Reichtung von Jakob L. Moreno, einem Wiener Arzt, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Morenos Ausgangspunkt ist die Auffassung des Menschen als soziales Wesen. Begegnungen mit anderen Menschen sind wesentlich für das Menschsein. Hier übernehmen wir unterschiedlichste Rollen, z.B. als Geschäftsmann, Vater, Lebenspartner, Freund, Kumpel, Parteivorsitzender, Autokäufer, kleiner Junge, Sündenbock oder auch als Stänkerer. Diese Rollen zu übernehmen und auch wieder zu wechseln, wenn die Situation uns in einer anderen Rolle fordert, ist eine Herausforderung an die eigene Wandlungsfähigkeit. Manche Rollen kleben an uns, andere mögliche haben wir noch nie ausprobiert.

Spontaneität, Kreativität und realistische Einschätzung unseres sozialen Verhaltens sind zentrale Inhalte, mit denen sich Morenos Therapierichtung auseinandersetzt. Kreative Spontaneität hat breite Ausdrucksmöglichkeiten, die zwischen Hemmung und destruktiver Enthemmung eine Mitte finden.

Kindliche Rollenspiele (Vater-Mutter-Kind, Märchenspiele) und Stegreiftheater sind die Ausgangsbasis des therapeutischen Psychodrama.

Monodrama – Praxis

Im sozialen Atom wird das Beziehungsgefüge eines Menschen dargestellt. In der einzeltherapeutischen Form wählt der Patient verschiedene Gegenstände als Stellvertreter für wichtige Bezugspersonen aus. Dies können Münzen und Bausteine, aber auch unterschiedlichste Gegenstände (Muscheln, Steine Spieltiere) sein. Diese werden benannt und auf einer Fläche so angeordnet, dass sie den empfundenen Abständen zum Patienten und auch untereinander entsprechen. Diese soziale Aufstellung dient dann als Ausgangspunkt für eine Reflexion. Dies kann direkt in einem Gespräch geschehen, oder über den Zwischenschritt einer monodramatischen oder gestaltherapeutischen Sequenz erfolgen.

Monodrama ist eine Technik, die ein Psychodrama im kleinstmöglichen Setting, sprich Patient und Therapeut umsetzt. Ausgangsbasis bildet hier wie dort, zunächst ein entspannendes Ankommen im Therapieraum, z.B. durch Bewegung oder auch Nachspüren von Tönen einer Klangschale. Im Anschluss erfolgt die Schilderung eines Themas oder Problems durch den Patienten. Die beteiligten Personen werden benannt und Symbole oder Stellvertreter für sie ausgesucht. Anschließend erfolgt das sogenannte Eindoppeln.

Der Patient legt seine Hand an die jeweiligen Personen-Gegenstände und spricht in Ich-Form wichtige Grundinformationen. Z.B. “Ich heiße X und bin die Mutter von (Patient nennt den eigenen Namen). Ich bin 68 Jahre alt und verwitwet. Ich bin traurig darüber, dass mich (Name des Patienten) so selten besucht.” Ähnliches wird dann für alle anderen wichtigen Beteiligten, z.B. Geschwister und Lebensgefährtin des Patienten gemacht.

Dann bringt der Therapeut ein Gespräch zwischen dem Patienten (Protagonist) und den anderen Beteiligten (Antagonisten) in Gang. Dabei wird der Patient die Rollen wechseln und sich im Rollentausch selbst gegenübertreten. Dies wird im Monodrama dadurch erreicht, dass der Therapeut die Worte, die der Patient, in der Rolle seiner Mutter gesprochen hat, wiederholt.

Wichtig und zentral im Mono- wie im Psychodrama ist, das jeweils in der Ich-Form der jeweiligen Rolle gesprochen wird. In der szenischen Darstellung ist kein Platz für Erklärungen, wie z.B. “Meine Mutter geht viel zu selten aus dem Haus”. Hier würde der Therapeut sofort intervenieren, sagen sie dies direkt Ihrer Mutter (sprich dem Stellvertreter-Gegenstand): “Du gehst viel zu selten aus dem Haus”. Im nächsten Schritt würde der Patient die Rolle wechseln und als seine Mutter, darauf antworten. Ein rasches Hin- und Her von Rollenwechseln, begleitet von weiteren therapeutischen Interventionstechniken des Psychodramas bringt Aussensicht und Dynamik in kreisende Gedanken.

Den Abschluss einer Monodramasitzung bildet das Feed-back des Therapeuten und eine Reflexion über das Erlebte.

Monodrama als heilender Impuls

Psycho- und auch Monodrama sind kreative Techniken, in deren Rahmen auch überraschende Lösungen erlaubt sind. So können sich Patienten fiktive Personen zur Unterstützung ins szenische Spiel holen – z.B. eine Wunschmutter – und damit belastende Ereignisse aus der Vergangenheit im Spiel positiv enden lassen. Durch die Ich-Form aller Äußerungen entsteht im Laufe der szenischen Sequenz eine starke emotionale Identifizierung mit der dargestellten Situation. Diese wird im Körpergedächtnis gespeichert. Moreno kommentierte dies mit den Worten: “Jedes wahre zweite Mal ersetzt das erste Mal”. Eine Situation ging (wenn auch “nur” im intensiven gefühlten Nacherleben) gut aus. Dies gehört nun zum emotional erlebten Erfahrungsschatz des Patienten. Die Ausgangsbasis, ähnliche Situationen offener als früher zu erleben, ist günstiger geworden.